Montag, 28. Juli 2008

Happy Independence Day

Hallo zusammen,

ja - der 4. Juli ist hier schon was besonderes. Hier der historische Rahmen:


"Der amerikanische Unabhängigkeitstag (Independence Day) erinnert an die Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776. Zu dieser Zeit führten die Einwohner der 13 Kolonien an der Ostküste Nordamerikas einen Krieg gegen den britischen König und das britische Parlament, weil sie sich unterdrückt fühlten. Der Krieg begann 1775, doch als er sich weiter hinzog, erkannten die Kolonisten, dass sie nicht nur für eine bessere Behandlung, sondern für ihre Freiheit von der Herrschaft Englands kämpften. Die Unabhängigkeitserklärung, unterschrieben von allen Anführern der Kolonien, betonte dies deutlich und zum ersten Mal in einem offiziellen Dokument wurden die Kolonien als Vereinigte Staaten von Amerika bezeichnet.


Heute kennzeichnen Picknicks und patriotische Paraden, Konzerte und vor allem Feuerwerke (seit 1777) diesen amerikanischen Feiertag. Überall weht die amerikanische Flagge. Dieser Tag wird als Geburtstag der Vereinigten Staaten, als freie und unabhängige Nation, gefeiert. Die meisten US-Amerikaner nennen diesen Tag einfach „4th of July“, weil er immer an diesem Tag begangen wird." (Quelle: Wikipedia)

Na da müssen wir doch mitmachen. Haben ja auch Zeit - schließlich ist der 4. Juli hier tatsächlich Feiertag und da rührt auch kein Student einen Finger. Was bleibt uns anderes übrig als uns anzupassen? Wir planen also ein Picknick - es wurde eingekauft, Burger vorgebraten, Bier gekühlt, Wein umgefüllt, Handtücher gepackt und dann geht's auf zum Charles River.

Die Idee hatten wir nicht alleine. Gut eine halbe Millionen Menschen haben den gleichen tollen Einfall gehabt. Überall - man muss schon sagen - lagern Amerikaner. Bei manchen hat man das Gefühl, dass nicht viel fehlt und sie würden sich Hausnummer und Postleitzahl für ihren "Liegeplatz" vergeben lassen. An Nahrungsmitteln fehlt es offensichtlich nicht, auch hat man sich themengemäß gekleidet - manche können eine Kunststoffkrone à la Freiheitsstatur einfach tragen.

Aber auch sonst ist alles dabei: vom Busunternehmen, dass reihenweise Klappstühle für die Mitreisenden aufgestellt hat - über die Nobelparty auf der nahegelegenen Dachterasse mit Festzelt, Butlern und extra in dekorativen Halterungen eingefassten outdoor Fernsehern - bis hin zum ganz normalen Amerikaner von "um die Ecke". Toll ist, dass alles unheimlich friedlich abläuft, könnte aber auch an der allgegenwärtigen Präsenz von Uniformierten liegen. Das Volk wartet - speist, spielt Karten oder gleich Tennis auf der heute mal nicht befahrenen vierspurigen Straße.

Erhöht wurden Boxen aufgestellt, über die das in der "Musikmuschel" stattfindende Konzert, dass auch im Fernsehn übertragen wird, den übertragen wird. Zum Konzert selbst ist natürlich kein Hinkommen - bei den Menschenmassen. Wir haben aber einen ganz netten Platz an der "Lagune" gefunden, lassen uns nieder und es uns erstmal schmecken. Dann kommt irgendwann die Nationalhymne und wir stehen artig auf. Und passend mit den letzten Töne donnern zwei aus tausendfachen Kehlen bejubelte Düsenjets über uns weg. Das war mal was laut und damit auch beeindruckend! Mein erster Gedanke war aber typisch deutsch: wer hat das wohl erlaubt!

Und dann warten alle auf das Feuerwerk. Angekündigt ist das "Boston Pops Fireworks Spectacular". Aber bevor das losgeht, genießen wir einen unglaublichen Sonnenuntergang. Wir sind uns immer noch unsicher wo das Feuerwerk denn stattfinden wird und ob wir unseren Platz gut gewählt haben. Aber dann schießen ein paar Raketen hoch und wir erkennen, dass wir goldrichtig sitzen. Das Feuerwerkchen ist aber ratzfatz wieder vorbei und wir schauen uns fragend um. Alles bleibt sitzen, da kommt wohl noch was.

Und tatsächlich - erst wird es wirklich eng um uns herum, da von allen Seiten Menschen kommen und dann brennen die Bostonians ein Feuerwerk ab das seinen Namen wirklich verdient hat. Nicht nur das bekannte "viel hilft viel" wird praktiziert - nein, auch Qualität wird geboten. Sowas habe ich vorher noch nicht gesehen: 3D-Objekte werden in den Himmel gezeichnet und Raketen fliegen wie ferngesteuert über den Himmel, nur um in einer Komposition aus Farbe, Form und Musik zu vergehen und dabei den Betrachter zu beeindrucken.

Der eine oder andere schafft es noch die Kamera hochzureissen - ich beschränke mich auf das reine Staunen - mit offenem Mund. Und dabei bin ich nur knapp einer Maulstarre entgangen. Das ganze Feuerwerk dauert nämlich wirklich lange und es wird soviel Rauch produziert, dass die letzten Expolsionen durch den Rauch kaum noch zu erkennen sind.

Dann folgt die Stille - naja, zumindest für einen Augenblick. Denn schon erklingt schallender Applaus - zu Recht kann ich da nur sagen. Und dann machen sich jede Menge Menschen auf den Heimweg und auch wir gehen mit der Masse den Charles River entlang zur Uni. Langsam lichten sich die Massen, was aber nicht für unsere Gedanken gilt. Wir werden sich noch einige Zeit brauchen um dieses Erlebnis zu verarbeiten und uns auf das "gewöhnliche" Silvesterfeuerwerk einzustellen. Wie war noch der Titel der Veranstaltung: "Boston Pops Fireworks Spectacular" - na dieser Name ist mal verdient!

Greetings from Boston


Manuel

PS: Danke an Tim für die tollen Fotos.

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